Niedersachsen: Nichts ersetzt das persönliche Gespräch - Suchtberatungsstellen öffnen Ihre Türen.

STEP - Beratungsstellen für Sucht und Suchtprävention öffnen ab Mai. Mit Termin geht es wieder zum persönlichen Beratungsgespräch.

07.05.2020

Fazit aus drei Wochen Sorgentelefon. Mit dem Sorgentelefon reagierten die STEP-Suchtberatungen Drobs Hannover und FAM zu Beginn der Corona-Pandemie auf Kontaktbeschränkungen und ermöglichte weiterhin kompetente Unterstützung - auch wenn Menschen „nur“ jemanden zum Reden benötigten.

Wenn Mutti nebenan sitzt

Das Angebot wurde intensiv genutzt. Besonders Angehörige und Alleinerziehende waren unter den Ratsuchenden, aber auch Betreuerinnen und Unternehmen, die für Ihre Angestellten Hilfe suchten. Es gab ebenso die Anrufe derer, die in ihrer Einsamkeit Entlastung suchten. Die Fachberaterinnen der STEP hörten zu und konnten viele Fragen beantworten: Cannabiskonsum war eine der häufigsten Sorgen. Der Konsum von jungen Erwachsenen oder Angehörigen trat in der familiären Isolation oft erstmalig ins Blickfeld. Überforderte Eltern berichteten von entzugsähnlichen Erscheinungen, begleitet von Gewalttätigkeit oder depressiven Auffälligkeiten. Sowohl den Angehörigen als auch den Konsument*innen musste in wenigen, oft kurzen Telefonaten geholfen werden. Denn die räumliche Enge machte diskrete Gespräche über eigentlich private Probleme häufig unmöglich.

„Der bisherige Konsum war kein Problem – doch jetzt entgleitet alles“

Die Fragen nach dem „Wieviel“ bei Online-Spielen, dem „Wie“ beim Unterbinden des Online-Zockens, kamen vielfach aus dem familiären Kontext. Auch bei allein lebenden Menschen, die aus ihrer Sicht bisher unproblematisch, wenn auch regelmäßig konsumierten, kamen in der Zeit der „sozialen Distanz“ kritische Fragen zum eigenen Konsumverhalten auf. Telefonisch gelang es Impulse zu geben, die nun weiterentwickelt werden können. Vermittlungen in ambulante und stationäre Therapien und Wohnformen wurden häufig angefragt. Sicherlich auch, um in der allgemeinen Verunsicherung erst einmal Orientierung in einem geschützten Rahmen zu finden. Die Beratung und Begleitung von Menschen, die chronisch erkrankt sind, wurde eine Herausforderung. Unsere Klient*innen stehen unter besonderem Druck. Psychische Erkrankungen, wie Angst- und Panikstörungen sowie Depressionen, und auch die zurzeit unfreiwillige soziale Isolation sind starke Hemmnisse.

In all den Gesprächen und Maßnahmen wurde eindeutig: Nichts ersetzt das persönliche Gespräch. Die Beratungsstelle muss persönlich erreichbar sein. Das telefonische Angebot wird aufrecht gehalten, nun auch wieder um die persönliche Beratung in unseren Räumlichkeiten ergänzt. Mit den gesetzlich bereits eingetretenen Lockerungen wird auch die Sucht- und Jugendberatung ihren Beratungsstellenbetrieb wieder erweitern. Mit einem entsprechenden Schutz- und Hygienekonzept werden wir ab Mai - auch bei neuen Anfragen - wieder persönliche Einzelgespräche nach vorheriger Terminvereinbarung anbieten. Bei Interesse an einem Interview freue ich mich über ihren Anruf.

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